Der Psychologische Dienst arbeitet gruppenübergreifend und steht den Mitarbeiter:innen der Wohn- und Tagesgruppen in pädagogischen und psychologischen Fragestellungen zur Verfügung.
Die Aufgabe des Psychologischen Dienstes besteht in der realitätsorientierten Umsetzung des psychologischen und psychotherapeutischen Fachwissens in den pädagogischen Handlungsalltag.
Die therapeutischen Angebote des Psychologischen Dienstes richten sich in Einzelfällen an Kinder und Jugendliche, in Ausnahmefällen auch an die Herkunftsfamilien.
Sie umfassen vorwiegend vier Bereiche:
- Psychotherapeutische Behandlung (Spieltherapie und hypnosystemische Ansätze) in begründeten Einzelfällen
- Systemische Familientherapie
- Basale Funktionstrainings (Frostig, Sindelar) und individuell abgestimmte Lese- und Rechtschreibtrainings
- Trainingsprogramme zum Erwerb und Ausbau sozialer Kompetenzen (THOP, Petermann)
Mit der Aufnahme eines Kindes/Jugendlichen in die Jugendhilfeeinrichtung werden alle diagnostisch relevanten Informationen (Entwicklungsstand, Fähigkeiten, Verhalten, Herkunftsfamilie) im Rahmen einer acht- bis zwölfwöchigen Phase (Beobachtungs-/Diagnosephase) vom Psychologischen Dienst erhoben und zusammengetragen.
Die Auswertung der Ergebnisse aus diesem Diagnoseprozess bildet die Grundlage für die Entwicklung einer adäquaten Hilfeplanung, die vor allem pädagogische, in Einzelfällen aber auch therapeutische Angebote festschreibt.
Im Sinne einer kontinuierlichen Vernetzung der pädagogischen und therapeutischen Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, sowie im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben ist die Elternarbeit unerlässlicher Bestandteil einer gezielten Hilfe- und Erziehungsplanung.
Die Form der Elternarbeit wird hierbei individuell auf Einweisungsgründe und formulierte Zielvorstellungen ausgerichtet.
Bereits bei der Aufnahme oder im Aufnahmeverfahren ist es uns wichtig, die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Jugendhilfe zu erläutern und, wenn möglich festzulegen.
Ziel ist es die Eltern nach Möglichkeit in das gesamte Erziehungssystem einzubeziehen.
Elternarbeit wird vom jeweiligen Bezugserzieher koordiniert und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Bereichsleitung und/oder psychologischem Fachdienst.
Im Regelfall wird das Ende einer Maßnahme im Hilfeplangespräch zwischen allen Beteiligten langfristig geplant und vorbereitet.
Hierbei gibt es folgende Alternativen zur Beendigung:
- Reintegration in die Herkunftsfamilie (ggf. mit externen Angeboten zur Nachbetreuung)
- Interne oder externe Wechsel in eine andere Betreuungsform
- Entlassung in die Selbstständigkeit
Selbst wenn eine Maßnahme kurzfristig und ungeplant endet, legen wir Wert darauf, dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich von der Gruppe zu verabschieden – und umgekehrt.
Nachbetreuung innerhalb der pädagogischen Arbeit in Marienhausen wird folgendermaßen interpretiert:
Mit Hilfe einer frühzeitigen und kontinuierlichen Einbeziehung der Herkunftsfamilie in die pädagogische Arbeit mit dem Kind oder Jugendlichen können Einblicke in die Partner- bzw. Eltern-Kind-Beziehung, innerfamiliäre Strukturen und Bewegungen, sowie elterliches Engagement, Motivation und Kompetenz gewonnen werden.
Um eine erfolgreiche Rückführung erreichen und die erzielten Erfolge stabilisieren zu können, kann im Einzelfall im Rahmen der Hilfeplanung eine Nachbetreuung installiert werden.
In besonderen Belastungssituationen oder persönlichen sowie familiären Krisen bietet die Jugendhilfe Marienhausen, in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Jugendamt, die kontinuierliche Bereitschaft zur Mitarbeit an.
Dies bedeutet, dass in solchen Fällen auch eine Aufnahme in Abweichung von regulären Aufnahmeverfahren möglich ist.
Der pädagogische Alltag der Jugendhilfe Marienhausen wird im Wesentlichen durch die Gruppen- bzw. Teamarbeit und das Bezugserziehersystem bestimmt.
Auf der Basis dieser Faktoren können wir die Ganzheitlichkeit grundsätzlich in die pädagogische Arbeit einfließen lassen. Ganzheitlichkeit bedeutet hier die Beachtung der geistig-seelischen Situation des betreuten Kindes/Jugendlichen, die Förderung der kognitiven, emotionalen und sozialen Kompetenz sowie die Einbeziehung der gesamten Lebenswelt (systemischer Ansatz).
Wir verstehen Gruppen als soziales Lernfeld zur Erprobung, Hinterfragung und Korrektur von Verhalten unter Anleitung der pädagogischen Fachkräfte.
Durch Reflexion und Reaktion auf soziale Interaktionen wird günstiges Sozialverhalten aufgebaut und gefördert.
Die unterschiedlichen pädagogischen Belange der einzelnen Wohngruppen erfordern eine individuelle Ausrichtung der pädagogischen Arbeit.
Um die pädagogischen Regelleistungen wahrnehmen zu können, bedarf es innerhalb der Gruppe einer Organisation der Zuordnung und Abläufe, die im Einzelnen durch Leistungsvereinbarungen geregelt werden.
Die Jugendhilfe Marienhausen stellt den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ihren Bedürfnissen entsprechend eine breite Palette von geplanten und organisierten sowie informellen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zur Verfügung. Wir ermutigen die jungen Menschen, sich freiwillig, bewusst und kritisch auf die Angebote einzulassen.
Die Angebote zielen darauf ab, persönliche Interessen und Neigungen zu entwickeln und zu fördern sowie soziales Handeln spielerisch einzuüben. Zudem nutzen wir die Freizeitgestaltung im Rahmen der individuellen Erziehungsplanung auch therapeutisch zum Ausgleich kognitiver, motorischer und sozialer Defizite.
Ziele
- Entspannung und Spaß
- Anleitung zu bewusster Freizeitgestaltung und kritischem Konsumverhalten
- Schließen
Angebote
Speziell verfügen wir über:
- Turnhalle und Sportanlagen
- Musik- und Werkräume
- Tonkeller
- Freizeithalle
Jede Gruppe verfügt über Tageszeitungen, Jugendzeitschriften und aktuelle Medien sowie altersgemäße Spiel- und Bastelmaterialien. Wir unterstützen musische und spontane sportliche Aktivitäten, Kochen und Backen und organisieren Gruppenfreizeiten und -unternehmungen.
Darüber hinaus nutzen die Kinder und Jugendlichen unter Anleitung der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die vorhandenen Sport- und Spielstätten. Wir messen der Mitgliedschaft oder Teilnahme in Vereinen oder Jugendgruppen außerhalb der Jugendhilfeeinrichtung einen hohen Stellenwert bei, die einer besseren sozialen Integration dienen sollen.
Wir möchten, dass die Kinder und Jugendlichen sich einbringen und lernen Verantwortung zu übernehmen.
In regelmäßigen Bewohnerkonferenzen sollen sie Demokratie erfahren, mitbestimmen und mitgestalten.
Dies können sie praktisch erfahren, wenn sie sich in verschiedenen Gremien, z.B. im Heimrat, für ihre Belange engagieren.
Heimrat
In der Jugendhilfe Marienhausen entstand bereits 2001 ein Heimrat, der zur Mitbestimmung der Kinder und Jugendlichen beiträgt.
Der Heimrat ist Ansprechpartner für alle Fragen und vertritt die Interessen der Kinder und Jugendlichen gegenüber Betreuern und der Einrichtungsleitung der Jugendhilfe Marienhausen.
Unterstützt und Beraten wird das Gremium dabei durch zwei Heimratsberatende (pädagogische Mitarbeiter der Jugendhilfe), die durch die Gruppensprecher:innen gewählt werden.
Der Heimrat und die Heimratsberatende treffen sich monatlich zu Besprechungen.
Die Leitung der Jugendhilfe Marienhausen nimmt an diesen Terminen zu bestimmten Themen teil.
Gewählt wird der Heimrat durch die Gruppensprecher:innen.
Gruppensprecher
Die Kinder und Jugendlichen wählen in ihren Gruppen jeweils eine/n Gruppensprecher:in sowie eine Vertretung.
Die Gruppensprecher:innen vertreten die Interessen der Betreuten gegenüber den Mitarbeiter:innen der Gruppen und der Leitung der Jugendhilfe Marienhausen.
Zudem wählen sie den Heimrat der Jugendhilfe Marienhausen.
Kreis-/Landesheimrat
Der Kreisheimrat setzt sich aus den Heimratssprecher:innen und Heimratsberatenden der verschiedenen Jugendhilfeeinrichtungen im Rheingau-Taunus-Kreis zusammen.
Das Gremium trifft sich regelmäßig mit den Mitarbeiter:innen der Heimaufsicht, um Interessen und aktuelle Themen zu besprechen.