Zusammenarbeit mit den Eltern
Wir legen großen Wert auf die Zusammenarbeit mit den Eltern und Familiensystemen. Gemeinsam mit den Kindern, Jugendlichen und Eltern entwickeln wie individuelle, lebensnahe und verlässliche Lösungen und Ziele.
Wesentliches Ziel unserer pädagogischen Arbeit ist es, die Kinder und Jugendlichen wieder in ihre Herkunftsfamilie zu integrieren. Wo dies nicht möglich ist, erhält der Jugendliche eine langfristige Perspektive bis zur selbstständigen Lebensführung.
Begleitung auf dem Weg in ein eigenverantwortliches Leben
Wir begleiten, beraten und betreuen die Kinder und Jugendlichen auf dem Weg zur eigenverantwortlichen Lebensgestaltung, unterstützen sie bei der Selbstfindung und helfen ihnen, ein positives Lebensgefühl zu erlangen.
Die individuellen Ziele werden in Hilfe- und Erziehungsplanungsgesprächen zwischen allen an der Erziehung Beteiligten erörtert und festgelegt.
Unsere Leistungen
Die pädagogische Arbeit der Jugendhilfe Marienhausen besteht sowohl aus stationären als auch aus teilstationären/ambulanten Angeboten.
Der stationäre Bereich setzt sich zusammen aus:
- Vier Kinder- und Schülerwohngruppen mit jeweils neun Plätzen, in denen Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren im Rahmen einer Tag- und Nacht-Betreuung aufgenommen werden.
- Einer Kindergruppe, in der Kinder im Alter von zwei bis 11 Jahren stationär betreut werden.
- Einer Jugendwohngruppe, in der Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr betreut werden.
Pädagogische Arbeit
Wichtigstes Ziel der pädagogischen Arbeit in den stationären Gruppen ist es, für die Kinder und Jugendlichen entsprechend ihrem Alter und Entwicklungsstand die Rückkehr in die Familie vorzubereiten und zu erreichen. Hierbei spielen die Möglichkeiten der Verbesserung der Bedingungen in der Herkunftsfamilie eine wichtige Rolle. Ist die Rückkehr in die Familie nicht möglich, bieten wir eine auf längere Zeit angelegte Lebensform an, die auf ein selbstständiges Leben vorbereitet.
Rechtliche Grundlagen für diese Maßnahmen:
§ 27 SGB VIII (Hilfe zur Erziehung)
§ 34 SGB VIII
§ 35 a SGB VIII
§ 41 SGB VIII
§ 42 SGB VIII
Der teilstationäre Bereich der Jugendhilfe Marienhausen besteht aus einer Tagesgruppe mit 12 Plätzen.
Hier werden Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren im Rahmen einer Tagesbetreuung aufgenommen.
Die Kinder werden durch soziales Lernen in der Gruppe und Begleitung der schulischen Förderung sowie durch Elternarbeit unterstützt. Damit sichern wir den Verbleib des Kindes in seiner Familie.
Rechtliche Grundlagen:
§ 27 SGB VIII
§ 32 SGB VIII
§ 35 a SGB VIII
Pädagogische Präsenz
Grundlage unserer Arbeit stellt das Prinzip der Pädagogischen Präsenz als methodisches Modell dar.
H. Omer und A. v. Schlippe entwickelten basierend auf der Idee des gewaltfreien Widerstandes von Mahatma Ghandi und Martin Luther King ein Coaching für Eltern, das helfen soll, dem gewalttätigen und selbstdestruktiven Verhalten ihrer Kinder nicht mehr hilflos gegenüberzustehen. Dazu zählen Verhaltensweisen wie Provokationen, Wutausbrüche, riskante und selbstzerstörerische Akte, Gewalt gegen andere, sich selbst und Gegenstände, Schulabbruch, Schulschwänzen.
Destruktives Verhalten eines Kindes oder Jugendlichen führt nicht nur bei Eltern, sondern auch bei Pädagog:innen nicht selten zu Hilflosigkeit und dem Verlust der eigenen professionellen Präsenz. Ziel des Ansatzes von H. Omer und A. v. Schlippe ist der Aufbau oder die Wiederherstellung einer entwicklungsfördernden, guten Beziehung zwischen Kindern und Pädagog:innen. Die Autorität, die dadurch erreicht wird, basiert nicht auf Macht und Überlegenheit, sondern darauf, entschlossen für die Kinder „da“ zu sein, in ihrem Leben – wenn auch auf Zeit – präsent zu sein.
Das Modell der Pädagogischen Präsenz und des Gewaltlosen Widerstands in der Erziehung ist mehr eine Frage der inneren Haltung als einer Reihe verschiedenster Interventionen. Es soll dazu beitragen, die professionellen Pädagog:innen zu befähigen, dem destruktiven Verhalten der Kinder und Jugendlichen Grenzen zu setzen, ohne sich in eine Eskalation (Machtkampf) hinein ziehen zu lassen oder resignativ nachzugeben. Grundlegend ist der absolute Verzicht der Erwachsenen auf jede Form von Gewalt, Macht, Dominanz und Strafen. Dabei erkennen die Pädagog:innen vorbehaltlos an, dass sie das Kind nicht vollständig kontrollieren können und sollen. Sie erkennen aber auch an, dass sie alles in ihrer Kraft Stehende tun können und dürfen, damit destruktive Verhaltensweisen nicht mehr auftreten.
Eine der Grundhaltungen des gewaltlosen Widerstandes besteht in der ausdrücklichen Trennung von Person und Verhalten, der Widerstand richtet sich gegen ein bestimmtes Verhalten.
Mit Hilfe begleitender Beziehungsgesten wird das Kind als Person und Persönlichkeit wertgeschätzt. Von klassischen Belohnungen unterscheiden sie sich dadurch, dass sie – unabhängig von einem bestimmten Verhalten des Kindes – ausschließlich aus dem inneren Bedürfnis des Erwachsenen heraus erfolgen, dem Kind zu zeigen, wie wichtig es ihm ist. Das können Lieblingsspeisen, kleine Geschenke, gemeinsame Aktivitäten oder Reparaturen an Gegenständen sein, die das Kind zerstört hat.
Gewaltloser Widerstand vermittelt den betroffenen Kindern und Jugendlichen eine Botschaft von Ausdauer:
- Wir sind für dich da
- Wir bleiben da
- Wir können dich nicht verändern, sondern nur uns und unser Verhalten
- Bist du nicht bereit, dein Verhalten zu ändern, werden wir alles tun, um zu verhindern, dass der Machtmissbrauch weitergeht
- Ich kämpfe um dich und meine Beziehung zu dir – nicht gegen dich
Der Fokus der Veränderung liegt in erster Linie auf den Pädagog:innen selbst, im Unterschied zu verschiedenen anderen Erziehungskonzepten, die eine unmittelbare Verhaltensänderung auf Seiten der Kinder „erwarten“.
Gewaltloser Widerstand gegen ein konkretes destruktives Verhalten wirkt umso kraftvoller, je mehr er durch Unterstützer:innen von außen mitgetragen wird. Es werden daher möglichst viele relevante Menschen informiert und eingeladen, den Widerstand der Pädagog:innen zu begleiten und zu unterstützen.
Ein afrikanisches Sprichwort besagt „Um ein Kind zu erziehen, bedarf es eines ganzen Dorfes“. Aus diesem Grund erfolgte die Schulung aller Mitarbeiter:innen, um das Modell der Pädagogischen Präsenz und des gewaltfreien Widerstands, seine Grundhaltungen und Methoden mit allen in der Einrichtung mittragen zu können.
Literatur
- Omer, H. / v. Schlippe, A.: Autorität ohne Gewalt, 2002
- Omer, H. / v. Schlippe, A.: Autorität durch Beziehung, 2004
- Omer, H. / Alon / v. Schlippe, A.: Feindbilder – Psychologie der Dämonisierung, 2007
Links